Der Tod der Krankenschwester
Veröffentlicht auf 8. Dezember 2012
Gestern Abend hörte ich im Fernsehen, das die Krankenschwester, die den Fake-Anruf der australischen Radiomoderatoren entgegennahm, tot ist. (Sie riefen wegen Kate im Hospital an und gaben sich als Queen aus und machten sich danach drüber lustig wie einfach es sei, etwas zu erfahren.) Also wer da nun von einem "zufälligen" natürlichen Tod ausgeht, der muss blind und taub sein. Wie verlogen ist die Welt geworden, die wir die unsere nennen?
Als die das durch die Medien jagten, dachte ich mir - meine Güte, wie muss das für diejenige sein, die da so angelogen worden ist? Die gutgläubig Auskunft gab? Es ist doch klar das sie vor Scham am liebsten im Boden versinken möchte.
Als gestern die Nachricht kam, sie sei tot, und die Frechheit ist, anzunehmen es sei ein natürlicher Tod, fragte ich mich, was brauchen die Menschen noch alles um mal innezuhalten, um mal anzuschauen, was die da tun, jeden Tag.
Reife Leistung, voller Erfolg, yeah.
Oder? Ach, es ist ja ihre Schuld, sich das so zu Herzen zu nehmen, das sie damit nicht mehr leben kann????
Auch ne Einstellung.
Ich war immer jemand der auch naiv war und ist, der immer gutgläubig war, und ist, und ich sehe es keineswegs als Manko sondern als etwas, das heute fast verloren gegangen ist. Sollten wir darauf wirklich stolz sein, dass wir misstrauen, das wir immer erst mal nicht glauben, das wir alles hinterfragen anstatt anzunehmen, es sei okay?
Ist das wie Welt in der wir leben wollen?
Ich nicht. Ich lege keinen Wert darauf in einer Welt zu leben, in der man hart sein muss, hart im nehmen, in der Empfindsamkeit als Schwäche ausgelegt wird.
Wenn das die Welt sein soll dann verzichte auch ich darauf. Wie gut dass ich weiß, das ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann. Wie gut zu wissen, das es keineswegs so sein muss. Weil ansonsten würde ich gleich mit ihr gehen, denn andere so bloßzustellen ist menschenunwürdig, absolut.
Die beiden Radiomoderatoren haben nun das "Vergnügen" damit zu leben, das sie "billigend in Kauf genommen haben" jemanden in den Tod getrieben haben, auch wenn es vielelicht eine Kurzschlusshandlung war. Es ist geschehen.
Was es zuweilen bei einem empfindsamen Menschen auslöst, scheint heutzutage Nebensache zu sein.
Ist das wirklich das, wohin wir wollen?
Ist das dass Leben das Freude ist?
Ist das Erfolg?
Das muss jeder für sich selbst beantworten. Meine Antwort ist klar :
Ich will in einer Welt leben in der Naivität - nämlich zuerst einmal immer Vertrauen in andere zu investieren - kein Fehler ist, sondern normal ist.
Die "Hinterfotzigkeit" wie wir hier sagen ist nix, worauf man stolz sein kann, und es als Scherz zu sehen ist verdammt kurzsichtig.
Vielleicht bringt es den einen oder anderen zum nachdenken, ob er der immer weiter ausufernden Mediengläubigkeit noch folgen will.
Wie wäre es damit, sich selbst zu fragen, was Menschenwürde ist und sie auch zu leben.